Die Zukunft der Erde – unsere Zukunft 2010

Die Zukunft der Erde – unsere Zukunft? Nachhaltigkeit aus der europäischen Perspektive

Fortsetzung der Projektarbeit des Berufskollegs Eschweiler der Städteregion Aachen und des Polytechnischen Kollegs Pskov in Eschweiler und Otzenhausen

vom 7. bis 17. November 2010

Sonntag, 7. November 2010

Wieder einmal sind unsere russischen Freunde zu uns unterwegs – und wieder einmal nehmen sie die Strapazen einer zweitägigen Busfahrt auf sich. Die Direktverbindung nach Aachen ist leider „gestrichen“ worden und so holen Michael Joußen und Evi Spennes, die beiden Eschweiler Projektkoordinatoren, die russische Gruppe in Köln ab. Da der Bus nicht in Berlin und Magdeburg anzuhalten brauchte, kommen die Gäste schon eine Stunde früher als geplant an. Aber die vorher abgesprochene Telefonkette funktioniert gut und die Gastschüler werden pünktlich am Berufskolleg abgeholt. Die Lehrer vertiefen die deutsch-russisch-griechischen Beziehungen im bereits bekannten Restaurant „Mykonos“ und nutzen den Abend zu ausführlichen Gesprächen.

Montag, 8. November 2010

Morgens bringen die Gastschüler die russischen Gäste mit zur Schule und um 10 Uhr werden alle vom Schulleiter, Herrn Manfred Hahnen, begrüßt. Mittlerweile sind Herr Savraev und Frau Obratneva im Berufskolleg gut bekannt: Seit November 2005 besteht die offizielle Schulpartnerschaft zwischen dem Berufskolleg Eschweiler und dem Polytechnischen Kolleg in Pskov und die beiden Kollegen sind schon zum dritten Mal mit ihren Schülerinnen und Schülern in Eschweiler.

Die geplante Projektarbeit in Otzenhausen findet mit einer Oberstufenklasse der Höheren Handelsschule, der WHW09A, statt. Damit die Schülerinnen und Schüler sich vor der Fahrt besser kennenlernen, hat Christian Thelen, der die Gruppe als „gerade fertiger Lehrer“ begleiten wird, ein Kennenlern-Spiel vorbereitet: Speed-Dating. Die russische Gruppe sitzt in einem inneren Stuhlkreis, während die deutsche Gruppe im äußeren Kreis immer nach drei Minuten einen Platz weiter wandert. Die Kommunikation zwischen den Schülern verläuft erstaunlich unkompliziert – einige russische Schüler können deutsch oder englisch, auch bei der deutschen Gruppe gibt es eine Schülerin, die russisch beherrscht. Nach einem abschließenden Imbiss geht es zusammen im Bus zur europäischen Akademie nach Otzenhausen.

Pünktlich um 15 Uhr kommen wir an und beziehen die Zimmer im Haupthaus und in Haus C, dem Nebengebäude. Die Schüler sind begeistert vom Standard des Hauses – nicht nur von den Zimmern, die alle über Dusche und WC verfügen, sondern auch von den Tagungseinrichtungen. Unsere französische Partnerschule trifft eine Stunde später ein – die Anfahrt aus Albert war wohl doch etwas weiter. Nach dem gemeinsamen Begrüßungskaffee stellt das Team unter Leitung von Julie Tailler sich vor: jeweils zwei Dolmetscher für französisch und russisch und zwei „Teamerinnen“, die unsere Gruppe während der Woche betreuen werden. Nach einem kurzen Rundgang durch die Gebäude der Akademie ist auch schon Zeit für das Abendessen. In dem reichhaltigen Büffet findet jeder etwas, das seinem Geschmack entspricht. Die Franzosen vermissen allerdings ihr heimatliches Käse- und Fleischangebot.

Am ersten Tag finden nach dem Abendessen noch weitere Aktivitäten statt, damit die Teilnehmer sich etwas näher kennenlernen. Die hierbei entstandenen Zeichnungen und Fragebögen helfen uns während der Woche, wenn wir einzelne Namen vergessen haben sollten. Der Abend klingt in trinationalen Klein- und Großgruppen im Eurobistro aus.

Dienstag, 9. November 2010

Nach dem Frühstück geht es los mit einer „Sprachanimation“, bei der die Teilnehmer alles um Begrüßung und Verabschiedung in drei Sprachen erfahren und gleich in trinationalen Kleingruppen anwenden. Thomas Schmittgall von der Universität Saarbrücken informiert im Anschluss daran die Teilnehmer über Besonderheiten der interkulturellen Kommunikation: Viele kulturelle Dinge erschließen sich dem Gegenüber aus einem anderen Land erst beim intensiveren Kennenlernen. Sitten und Gebräuche, die einem Außenstehenden fremd sind, können die Ursache für Missverständnisse und die Quelle von weiteren Vorurteilen sein. In einem Spiel namens „Bumm, Bumm Boa“ sollen sich die Schülerinnen und Schüler in die Situation von Forschungsreisenden hineinversetzen und zu genauem Beobachten des „Fremden“ angeleitet werden. Weil das viel Spaß macht, erscheint es allen etwas schade, dass der „Praxisteil“ deutlich geringer ausfällt als der theoretische Vortrag von Herrn Schmittgall.

Nach der Mittagspause haben die einzelnen Nationen die Gelegenheit, ihr Land und ihre Region vorzustellen. Die sorgfältig gestalteten Power- Point-Präsentationen wurden von den Gruppen vorher im Unterricht vorbereitet. Während die deutsche Gruppe ihren Schwerpunkt auf lokale Besonderheiten der Eschweiler Region gelegt hat, stellen die Schüler aus Albert vor allem die kulturellen Besonderheiten Frankreichs vor und die russischen Teilnehmer zeigen uns die unvorstellbaren Ausmaße ihres Landes. Die zahlreichen Eindrücke aus den einzelnen Ländern wecken das Bedürfnis nach mehr Information. In den bewährten trinationalen Kleingruppen, betreut von Dolmetschern und Teamern, vergleichen die Schüler nationale Besonderheiten wie z. B. Schulbildung und Feste in Deutschland, Russland und Frankreich. Erstaunen macht sich breit, dass für die deutschen Schüler Halloween so eine große Rolle einnimmt.

Die gemeinsamen Aktivitäten nach dem Abendessen bedürfen inzwischen keiner weiteren Organisation. Auf der Kegelbahn finden gemeinsame Spiele statt und die Teamer, Dolmetscher und Lehrer stellen zufrieden fest, dass die interkulturelle Kommunikation bei diesen drei Gruppen ein „Selbstläufer“ ist.

Mittwoch, 10. November 2010

Bei der heutigen Sprachanimation geht es heute um Vertrauen und Richtungsangaben. Die Schüler sollen sich mit verbundenen Augen im Seminarraum herumführen und dabei die Begriffe für die Richtungsangaben in Russisch, französisch und deutsch anwenden. Die Übung funktioniert ohne größere Unfälle.

Frau Stephanie Bruel informiert die Gruppe danach in einem kurzen Impulsreferat zur Problematik der Nachhaltigkeit. Schon schnell geht es weiter zur Arbeit in trinationalen Kleingruppen, wobei den Schülern Texte in Deutsch, Französisch und Englisch an die Hand gegeben werden – außerdem kann das Internet genutzt werden, das im gesamten Haus durch W-Lan zur Verfügung steht. Es geht um unterschiedliche Problembereiche: Eine Gruppe untersucht das Essen und den Energieaufwand, der erforderlich ist, um Produkte zu importieren oder um tierische Nahrung herzustellen. Einen anderen Schwerpunkt stellt der „ökologische Fußabdruck“ dar, den die einzelnen Länder hinterlassen. Erstaunlicherweise ergibt die Untersuchung der Gruppe, dass Frankreich hier die besten Ergebnisse bezüglich des Umweltschutzes erzielt – offensichtlich hat sich hier in den letzten Jahren viel getan. Im russischen Bereich führen vor allem lange Transportwege und lange Winter zu einem erhöhten Energieverbrauch. Auch die Produktion von Stoffen und Kleidung wird kritisch hinterfragt. Die Idee des „fairen Handels“ hinterlässt bei den Schülern einen so tiefen Eindruck, dass sie den Seminarleitern am letzten Tag „fair gehandelte“ Blumen schenken. Die Problematik des Viktoriabarsches, der aufgrund seiner starken Vermehrung das natürliche Gleichgewicht des Viktoriasees zerstört hat und der weltweit exportiert wird, obwohl die Menschen in der Umgebung des Sees wenig zu essen haben, wird ebenfalls thematisiert.

Die Präsentation der umfangreichen Arbeitsergebnisse erfolgt dieses Mal in einer anderen Form: Die Schüler werden von jeweils drei Gruppenteilnehmern in unterschiedlichen Sprachen wie auf einem „Marktplatz“ über die Ergebnisse informiert, wobei sie von einem Plakat zum nächsten wandern und für die Präsentation einen festen Zeitrahmen erhalten.

Der Arbeitstag erweist sich für die drei Gruppen als ausgesprochen anstrengend: Vor dem Abendessen müssen noch die Fragebögen für die am nächsten Tag in Straßburg stattfindende Umfrage fertiggestellt werden. Es sollen 10 Fragen zum Thema „Nachhaltigkeit“ gestellt werden, zu denen jede Kleingruppe in Straßburg 30 Personen befragen soll. Manche Gruppen müssen nach dem Essen noch weiterarbeiten. An diesem Abend gehen die meisten relativ früh zu Bett, da die Abfahrt nach Straßburg am nächsten Morgen schon für 07:30 Uhr angesetzt worden ist.

Donnerstag, 11. November 2011

Noch etwas müde kommt die Gruppe gegen 10:30 Uhr in Straßburg an. Zum ersten Mal, seit unsere russischen Gäste angekommen sind, regnet es nicht – endlich scheint sogar einmal die Sonne. Die erste Station in Straßburg ist der Europarat, wo die Gelegenheit zu einem Gruppenfoto genutzt wird. Zu Fuß geht es weiter zum „Quartier Européen“, wo die Schüler Gelegenheit zum Besuch des Europaparlaments haben. Leider ist heute in Frankreich ein Feiertag – der Gedenktag zum Waffenstillstand des Ersten Weltkrieges. Im Europaparlament ist daher nur wenig Aktivität zu sehen. Auf einer kurzen Führung erfährt die Gruppe Wissenswertes über das EU-Parlament und den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Es werden einzelne Institutionen erläutert und deren Aufgabenbereiche werden näher dargestellt. Gegen 14 Uhr fahren wir mit dem Bus in die Innenstadt und nutzen die Gelegenheit zum Mittagessen. Einige versuchen den berühmten „Flammkuchen“, andere wiederum sind glücklich, endlich ein Mac Donald’s zu finden. Danach ist noch Zeit genug zur Durchführung der Umfrage. Leider sind die meisten Geschäfte aufgrund des Feiertags geschlossen, nur einige Souvenirläden haben geöffnet. Der Regen setzt erst wieder um 17:15 Uhr ein, als wir im Bus sitzen und zurück zur Akademie fahren, wo wir auch unser Abendessen einnehmen.

Freitag, 12. November 2010

Zur Sprachanimation erhalten die Schüler an diesem Morgen eine Liste mit den wichtigsten Ausdrücken in drei Sprachen. Heute steht die Auswertung der Fragebögen auf dem Programm. Der Computer soll dabei nicht genutzt werden, weil sonst die Gefahr besteht, dass die Schüler über die Anfertigung der Excel-Tabellen die Inhalte aus den Augen verlieren. In den Kleingruppen wird intensiv gearbeitet und bis zum Mittagessen sind dann die Ergebnisse weitgehend fertig.

Die meisten der Befragten sind offensichtlich der Meinung, dass man mit den Ressourcen der Erde vorsichtiger umgehen müsse. Jüngere Leute sind vor allem durch die Informationen in Schule und Studium für die Problematik sensibilisiert. Älteren fällt aufgrund der besseren finanziellen Lage oft die Umsetzung von umweltbewusstem Verhalten leichter: Einkäufe in Bio-Läden oder der Konsum vom fair-gehandelten Produkten sind oftmals teurer als die konventionelle Bedarfsdeckung im Supermarkt. Allerdings ist dort auch ein Trendwechsel zu erkennen, weil die großen Läden mittlerweile ebenfalls nachhaltig produzierte Waren führen. Viele sind jedoch trotz der Erkenntnis, dass die Ressourcen unserer Welt endlich sind, nicht zum Sparen bereit, weil sie davon ausgehen, dass ihr persönlicher Beitrag nicht mehr als „ein Tropfen auf dem heißen Stein“ sein könne.

Die Auswertungen zeigen der Gruppe vor allem, dass es auf sie, die heranwachsende Generation, ankommen wird, in welche Richtung sich unsere Welt in den nächsten Jahrzehnten entwickeln wird. Die russischen Teilnehmer hätten sich vor allem mehr Informationsmaterial in russischer Sprache zu dieser Thematik gewünscht, doch das Nicht-Vorhanden-Sein dieser Materialien zeigt auch, dass in Russland noch viel Handlungsbedarf in dieser Richtung besteht.

Die abschließende Seminarauswertung weist insgesamt eine hohe Zufriedenheit der Teilnehmer auf. Dies betrifft vor allem die Betreuung durch unsere Leitung, Julie Taillier, und die zahlreichen Dolmetscher und Teamer, die abschließend von der Gruppe mit den bereits erwähnten fair gehandelten Blumen beschenkt werden. Kritikpunkte lagen vor allem in den Bereichen, wo die Vorträge zu lang oder zu „akademisch“ erschienen. Vor allem die deutschen Schüler sind offensichtlich daran gewöhnt, stärker die Ausarbeitung der Seminarinhalte mitgestalten zu können. Für die Franzosen war das deutsche Essen sehr gewöhnungsbedürftig und die russische Gruppe vermisste mitunter mehr russische Texte. Insgesamt sind sich jedoch alle einig, dass das Seminar ein Erfolg war. Nach einem Gespräch der begleitenden Lehrekräfte Evi Spennes, Igor Savraev und Alain Noel mit Stephanie Bruel und Eva Wessela, den Verantwortlichen der Europäischen Akademie, wird der Termin für das nächste trinationale Seminar vom 12. bis 17. November 2012 festgelegt. Die Nachhaltigkeit soll dabei erneut thematisiert werden, dieses Mal mit einem anderen Schwerpunkt, der von den Teilnehmern noch bestimmt werden soll.

Nach dem Abendessen treffen sich alle im Raum „Luxembourg“ zur traditionellen Abschluss-Fête. Die Schüler haben den Raum liebevoll hergerichtet und für Getränke und Knabbereien gesorgt. Es wird getanzt, geredet und viele Fotos von neuen Freundschaften werden gemacht. Die Feier endet für einige erst in den Morgenstunden.

Samstag, 13. November 2010

Die abschließende Inspektion der Zimmer ergibt keinerlei Probleme – der Raum „Luxembourg“ sieht eigentlich sogar noch besser aus als vorher! Die Verantwortlichen der Akademie sind sich einig darüber, dass die Gruppe jederzeit wieder willkommen ist. Es gab in der ganzen Woche keinerlei Probleme – keine Beschwerden wegen zu lauter abendlicher Aktivitäten, keine Zerstörungen aufgrund von Alkoholexzessen! Bei strömendem Regen schaffen die vorbildlichen Teilnehmer ihre Koffer zum Bus und es finden vorher noch tränenreiche Verabschiedungen von den Franzosen statt. Glücklicherweise ist es in Zeiten von Facebook, SchülerCC und StudiVZ etwas einfacher geworden, die Kontakte über das Seminar hinaus noch weiter zu pflegen.

Gegen Mittag kommen wir wieder in Eschweiler an. Die deutschen Schüler werden von ihren Eltern und Freunden abgeholt und auf die russischen Teilnehmer warten die Gastschüler vom vergangenen Sonntag. Für den Tag ist kein weiteres Programm mehr geplant. Aber an richtige Ruhe ist noch nicht zu denken. Die Gastschüler zeigen ihren russischen Gästen Eschweiler und Umgebung und die Lehrer verabreden sich abends bei Evi Spennes zu einem gemeinsamen Zwiebelkuchenessen mit Federweißem, denn schließlich sollen Igor und Olga mit allen deutschen kulinarischen Spezialitäten vertraut gemacht werden.

Sonntag, 14. November 2010

Um viertel nach 10 treffen sich die deutschen und russischen Schüler mit den begleitenden Lehrern in Eschweiler am Berufskolleg und fahren mit dem Bus nach Maastricht. Für uns Eschweiler Bürger ist die niederländische Stadt im Grenzgebiet ein beliebtes Einkaufsziel und sie ist außerdem die einzige Stadt weit und breit, in der heute ein verkaufsoffener Sonntag stattfindet. Geplant sind eine Schiffstour auf der Maas zu den Mergelgrotten und die anschließende Möglichkeit zum Besuch der Altstadt – natürlich auch zum „Shoppen“. Die Schifffahrt wird leider durch die Reederei schon früh telefonisch abgesagt: Aufgrund der starken Regenfälle der letzten Tage hat die Maas Hochwasser und es dürfen keine Schiffe fahren. Als wir in Maastricht ankommen, sehen wir auch schnell, dass unter die Brücken kein Schiff mehr durchpassen würde, so hoch ist der Wasserpegel gestiegen. Unser freundlicher Busfahrer fährt uns aber zu den Grotten und holt uns auch nachher dort wieder ab.

Aufgrund der abgesagten Schiffstour kommen wir etwas früher auf dem Sint Pietersberg an und setzen uns auf der regengeschützte Terrasse noch zu einem Kaffee zusammen. Danach geht die Führung durch die Mergelgrotten los. Die Grotten wurden von Menschenhand geschaffen und dienten viele Jahre als Steinbruch für die Maastrichter Häuser und Kirchen. Im Krieg waren die Grotten ein Zufluchtsort für die Bürger aus Maastricht und Umgebung. Viele Zeichnungen an den Wänden zeugen immer noch von dieser Nutzung. Heute sind noch ca. 70 Kilometer der Grottengänge vorhanden und ohne sachkundige Führung würde man sich hoffnungslos in den stockdunklen Gängen verirren.

Am Nachmittag lässt der Regen glücklicherweise endlich nach und alle nutzen die noch verbleibende Zeit zu einem Mittagessen und zu einem Einkaufsbummel, denn Maastricht bietet, neben den herkömmlichen großen Ketten, ganz andere kleine Geschäfte, als es die meisten von Deutschland gewohnt sind. Als wir gegen 17:30 Uhr zurückfahren, wären die russischen Gäste gerne noch etwas länger geblieben. Die Abende werden in den Gastfamilien individuell gestaltet. Wir fahren mit Olga und Igor heute zum Gasthof Rinkens, wo die klassische Martinsgans mit Rotkohl, Kartoffelknödeln und Bratapfel auf dem Programm steht. Besonders Igor freut sich, dass er wieder „viele neue Erfahrungen“ sammeln durfte.

Montag, 15. November 2010

Nachdem einige russische Schüler die Gelegenheit genutzt haben, ihre Gastschüler in den Unterricht zu begleiten, fahren wir mit dem Zug zusammen nach Köln. Auch die deutschen Schüler dürfen mitkommen, so dass wir mit einer großen Gruppe unterwegs sind. In Köln treffen wir auf unsere Stadtführerin Frau Scarpati, Italienerin väterlicherseits, die in Deutschland zweisprachig aufgewachsen ist und nun mit einem russischen Mann aus Pskov verheiratet ist und ebenso perfekt russisch wie deutsch spricht. Wir gehen zunächst durch die Kölner Altstadt bis zum Rhein, sehen uns die zahlreichen Zeugnisse der römischen Kultur an und erfahren typische Kölner Geschichten von „Tünnes und Schäl“. Auch für die deutschen Schüler, die natürlich alle schon mehrfach in Köln waren, bringt diese Führung viel Neues über die Stadt. Abschließend folgt eine Besichtigung des Doms mit seinen berühmten Fenstern, wobei alle versuchen, die verborgene Systematik in dem neuen Richter-Fenster zu ergründen. Einige Schüler besteigen anschließend noch den Domturm – heute ist nämlich gutes Wetter und es regnet endlich nicht mehr.

Der Nachmittag wird von allen zu einem leicht verspäteten Mittags-Imbiss und einem ausführlichen „freien“ Stadtbummel genutzt. Der Weihnachtsmarkt ist zwar schon aufgebaut, beginnt aber leider erst am kommenden Wochenende. Gegen 17:30 Uhr geht es wieder zurück nach Eschweiler, wo die Schüler sich bereits zu gemeinsamen abendlichen Unternehmungen verabredet haben. Wir treffen uns heute Abend bei unserem ehemaligen Kollegen Josef Stiel, der in den vergangenen Jahren den Austausch mit Pskov intensiv mitbegleitet hat und sich nun freut, uns bekochen zu dürfen. Das liebevoll zubereitete und mehrgängige Abendessen schmeckt allen hervorragend – auch unser Schulleiter, Herr Hahnen, ist zu dem Abendessen gekommen und wir überlegen gemeinsam, wie die Projektfortsetzung im April 2011 gestaltet werden soll. Herr Savraev betont noch einmal, dass er Herrn Hahnen als neuen Schulleiter gerne einladen möchte und dass die Vertreter der Polytechnischen Hochschule sich sehr darauf freuen, wenn er die Gelegenheit findet, das Polytechnische Kolleg und die Hochschule zu besuchen.

Dienstag, 16. November 2010

Heute ist ein „strammer“ Arbeitstag im Berufskolleg vorgesehen. Da für den Nachmittag ein Besuch beim größten Energieproduzenten der Region, RWE-Power, geplant ist, soll morgens in der Schule die Vorarbeit geleistet werden. In einer ersten „Vergleichsphase“ stellen wir bereits fest, dass die Energiequellen in beiden Ländern sehr ähnlich sind, dass Deutschland nur sehr viel Energie aus Russland importieren muss. Es deutet sich hier bereits an, dass regenerative Energien wie Wind, Sonne oder Biogas für Russland noch keine wesentliche Bedeutung einnehmen.

Danach untersuchen die Schüler in deutsch-russischen Gruppen die unterschiedlichen Energiearten hinsichtlich ihrer Funktionsweise, ihrer Verbreitung in den einzelnen Regionen und im Hinblick auf ihre Chancen und Risiken. Da wir im Berufskolleg über ein großes Offenes Lernzentrum mit Internetzugang verfügen, ist die Informationsbeschaffung kein Problem. Die Kommunikation in den vier Kleingruppen funktioniert gut – es gibt bei den Gastgebern auch deutsche Schülerinnen, die Russisch können und die russischen Schüler kommunizieren auf Deutsch und auf Englisch.

Bei der Präsentation der Ergebnisse gesellen sich unser Schulleiter, Herr Hahnen, und eine Journalistin der lokalen Zeitung „Eschweiler Nachrichten“, Frau Richter, dazu. Die russischen Schüler sehen durchaus die Umweltgefahren von Energie aus Kohle, Gas oder aus dem Atommeiler. Doch birgt so ein riesiges Land wie Russland auch ganz andere Probleme. Es gilt, größere Distanzen zu überwinden und aufgrund der langen und kalten Winter muss viel mehr Energie bereitgestellt werden, als dies zum Beispiel in Deutschland der Fall ist. Die Sensibilisierung für regenerative Energien ist daher noch nicht sehr weit gediehen – liegen in Russland doch noch genug Reserven an fossilen Brennstoffen. Aber sicherlich wird auch hier in den nächsten Jahrzehnten ein Umdenken erfolgen müssen.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der Schule fahren wir in den benachbarten Stadtteil Weisweiler zum Kraftwerk. Der Einführungsvortrag gerät leider ziemlich lang und ist mit vielen Zahlen gespickt – Olga Obratneva schlägt sich tapfer bei der Übersetzung. Interessant ist vor allem die Fahrt durch die Umsiedlungsgebiete und durch den Tagebau. Die Schüler sind beeindruckt von den Baggern und den Ausmaßen des Tagebaus. Das Thema der nachhaltigen Energien wird auch gestreift, denn RWE ist auch im Bereich der Sonnen- und Windenergie aktiv und darüber hinaus um eine ständige Verringerung des CO2-Ausstoßes bemüht.

Den Abschlussabend verbringen wir gemeinsam auf der Alsdorfer Bowlingbahn. Da dienstags die Bahnen nicht sehr stark besetzt sind, können wir mehrere Kleingruppen bilden. Einige Schüler haben ihren Gästen bereits die Alsdorfer Anlage gezeigt, in der man auch Billard spielen kann. Gegen 22 Uhr geht der Bowling-Abend zu Ende, denn einige müssen noch packen und am nächsten Morgen geht der „Zubringer-Bus“ nach Köln bereits um viertel vor Acht.

Mittwoch, 17. November 2010

Alle Schüler sind mitsamt ihrem umfangreichen Gepäck pünktlich am Berufskolleg. Wer nicht pünktlich erscheint, ist der Bus. Nachdem in den vergangenen 10 Tagen alle Bustransfers hervorragend funktioniert haben, kommt es ausgerechnet heute zu einem Problem. Offensichtlich hat ein Busfahrer seinem Kollegen die falsche Zeit angegeben. Als der Bus eine knappe Stunde später als geplant ankommt, liegen daher einige Nerven blank. Glücklicherweise ist aber jetzt der Berufsverkehr weg und wir haben offensichtlich einen guten Schutzengel: Als wir in Köln ankommen (nur ganze zwei Minuten zu spät), steht der Bus von Ecolines an der Haltestelle und die „Schaffnerin“ registriert die Gepäckstücke. Keiner möchte sich ausmalen, was passiert wäre, wenn... Aber das ist jetzt auch nicht mehr nötig. Unsere russischen Freunde haben nun noch einen weiten Weg vor sich: Zwei Tage im Bus nach Pskov. Doch sie haben ein wenig interessantes Lesematerial mit auf den Weg bekommen. Frau Richter von den „Eschweiler Nachrichten“ hat es geschafft, dass ihr Artikel von der gestrigen Schulveranstaltung bereits heute in der Zeitung erschienen ist. Alle freuen sich schon jetzt auf das geplante Treffen im April in Pskov.